Busso von Alvensleben


 
Busso von Alvensleben
Geboren    am 21.04.1898
Gestorben am 15.06.1918
Stationen: Feldfliegerabteilung 2
                  Jagdstaffel 4, 21
                  Staffel 19 des Kampfgeschwaders der OHL Nr. 4

Anerkannte Abschüsse: 1


Wappen der Familie von Alvensleben:

Achtung: Das Wappenfoto ist urheberrechtlich geschützt. Das alleinige Urheberrecht hat Herr Immo Frese.

Busso Joachim von Alvensleben, geboren am 21. April 1898 zu Wittenmoor in der Altmark, tritt bei Ausbruch des Krieges als Fahnenjunker im Magdeburgischen Husarenregiment Nr. 10 ein als einer der jüngsten Soldaten der Armee. Mit dem ersten Ersatztransport rückt er nach kurzer Ausbildungszeit, vereint mit seinem Bruder Udo, Ende Oktober 1914 ins Feld nach Frankreich. Am 10. November 1914 geht es von Mercatel aus zum erstenmal in die vordere Linie vor Arras. Mit der Beförderung zum Offizier im April 1915 endet diese Periode, die er noch ganz als Kind erlebt. Die Verantwortung für seine ihm anvertrauten „Leutchen“, die er aufrichtig liebt, das Bewusstsein der ihm übertragenen Pflichten erfüllen ihn nun ganz. Busso zählt um diese Zeit noch nicht 17 Jahre.

Als Führer von Husarenzügen werden die Brüder nun dem Infanterieregiment 26 zugeteilt. Auf einer Reise mit dem Vater nach Flandern gehen ihnen die Augen auf für die Schönheit, die geschichtliche und künstlerische Bedeutung des Kriegsgebiets; die Phantasie ist auf das lebendigste angeregt. Der Donner der Artillerieschlacht bedeutet Busso, wie er oft ausspricht, die grauenvoll erhebende Orchesterbegleitung seines Daseins, ein musikalisches Relief, von dem sich Handeln und Empfindung, äußere wie geistige Erlebnisse „leicht und wie schwebend“ abheben.

Kurz darauf wird das Korps in die Lorettoschlacht hineingeworfen. Busso verliert die liebsten der Kameraden. Gegen den Willen des Husarenregiments gelingt es den Brüdern, ihre Kommandierung zum Infanterieregiment 26 durchzusetzen. Busso übernimmt den Zug eines gefallenen Freundes. Die Stellungen des Regiments nordwestlich Lens bleiben ohne größere Kampfhandlungen bis zum Beginn der englischen Offensive im September bei Loos. Das Infanterieregiment 26 deckt die südliche Flanke des Einbruchs. Busso zeichnet sich als Ordonnanzoffizier des Bataillonsstabes durch Überbringung wichtiger Meldungen in schwerem Feuer besonders aus und erhält das Eiserne Kreuz.

Wochenlang bleiben die Kompanien ohne Ablösung in vorderer Linie. Nachts halten die Brüder mit ihren Zügen den Kopf der Kohlenhalde von St. Pierre besetzt, der später von den Engländern in die Luft gesprengt wird.

Im November 1915 fordert das Husarenregiment die Brüder zurück. Busso tritt zur Schwadron nach Thumeries, Udo bleibt auf Wunsch des Kommandeurs der 26er zurück. Damit ist die Zeit bei der Infanterie abgeschlossen. Die Brüder sind in Zukunft getrennt.

Die Schwadronszeit in Thumeries ist für Busso die ungünstigste des Krieges. Die Freude an Dienst und Reiten hilft ihm wenig über das trübe Bewusstsein hinweg, fern der Front ein tatenloses Leben führen zu müssen. Seine Gesundheit ist durch ununterbrochenen Frontdienst von mehr als einem Jahre so geschwächt, dass er im Januar 1916 auf längere Zeit nach Deutschland geschickt wird. Im Schwarzwald erlebt er den Frühling und kehrt hergestellt zu den Husaren zurück.

Die Sommeschlacht bricht los. Das 4. Korps wird bei Bapaume eingesetzt. Busso kommt mit seiner Schwadron zum 16. Korps in die Argonnen.

Hier in Buzaney entscheidet er selbst sein Geschick. Dem unerträglichen Bewusstsein, seine Pflicht als Soldat nicht erfüllen zu können, wie es ihm vorschwebt, macht er ein Ende und wird Flieger. Die Feldfliegerabteilung 2, zu der er kommandiert ist, wird an die Somme geworfen. Noch ohne die vorschriftsmäßige Ausbildung macht er drei Wochen nach seiner Kommandierung schon Feindflüge über der Sommeschlacht und unterstützt die fechtende Truppe, unter der er die 26er und Udo weiß, durch M.G.-Feuer aus der Luft.

Im Oktober 1916 holt er den notwendigen Ausbildungskursus als Beobachter beim Armeeflugpark in Tergnier nach, kehrt dann zur Kampfstaffel 19 zurück, um während des Winters 1916/17 über dem feindlichen Sommegebiet Bombenflüge zu machen.

Die Zeiten als Husar und Infanterist waren die Vorbereitung. Der Fliegerberuf bringt die Erfüllung, das Bewusstsein, sich einzusetzen um seiner selbst willen.

„Der Ernst des Lebens ist losgegangen.“

Vom Januar bis Mai 1917 läßt sich Busso in Valenciennes als Kampfflieger ausbilden und wird zur Jagdstaffel 4 kommandiert, die zum Geschwader Richthofen gehört. Als jüngstes Glied dieser „Elite von Adlern“ nimmt er bis zum Ende des Jahres an den Luftkämpfen über der Flandernschlacht teil. „Jetzt endlich habe ich das Ziel meiner Sehnsucht erreicht!“

Diese Periode höchstgespannter Anforderungen, der vollen Entfaltung seiner Kraft und Hingabe, ist seine große Zeit. Nordfrankreich und Flandern, das Schlachtfeld zur Erde und in der Luft werden zur „militärischen Heimat“. Der ritterliche Zweikampf in schwindelnden Höhen, der den Waffen in der Tiefe versagt ist, das Bewusstsein, Land und Meer, Himmel und Erde, den ganzen Krieg in einem Blick zu umspannen, lösen lebendige Ströme, die er nicht müde wird zu schildern. Ohne über den Sinn des Geschehens um ihn hernachzudenken, sucht er nur seine höchste Bestimmung zu erfüllen. Wie ein Nachtwandler geht er, nicht rechts, nicht links sehend, seinen Weg durch Grauen und Tod.

Kloster Marcke bei Kortryk, sein Quartier während dieser Sommer- und Herbstmonate, ist gleichzeitig der „Rahmen“ eines Traumlebens der Erinnerungen; denn immer häufiger kommen unter der Wucht seelischer Erschütterungen die Worte „Sehnsucht“ und „Einsamkeit“ vor. Um das Ende dieser Zeit findet er den Freund, vom dem er sagen kann: „Er ist der, den ich mein Leben lang gesucht habe.“ Es ist der Leutnant Carl Heinrich Hertz.

Marcke im September 1917.
Die Freunde Busso und Carl im Kreise ihrer Staffelkameraden der Jagdstaffel 4.

Nach dem Kämpfen um Cambrai im November 1917 tritt Busso zur Jagdstaffel 21, die im Januar 1918 von Longwy nach Avancon in der Champagne zieht. Hier stellt er fest, dass er schon über 200 Feindflüge hinter sich hat.

Ein Ohrenleiden fesselt ihn in dem Augenblick, als der Durchbruch im Westen erfolgt, ans Lazarett. Den kaum Wiederhergestellten trifft der schwerste Schlag, der Tod des Freundes Carl Heinrich Hertz.

In den wenigen Wochen, die ihm noch bestimmt sind, geht die letzte entscheidende Wandlung in ihm vor. Während der Marneoffensive Ende Mai 1918 hat Bussos Staffel, mit starken deutschen Luftstreitkräften vereint, schwere Gefechte gegen französische, englische, amerikanische Geschwader zu bestehen. In diesen letzten siegreichen Kämpfen trifft ihn unmittelbar vor dem deutschen Zusammenbruch der Tod.

Am 14.06.1918 schießt er über Villers-Cotterets einen feindlichen Fesselballon ab, wird darauf im Luftkampf durch Maschinengewehrfeuer verwundet und zur Landung jenseits der feindlichen Linien gezwungen. Fast vier Wochen lang bleibt sein Schicksal ungewiß und die Hoffnung auf seine Rückkehr lebendig. Dann trifft vom Roten Kreuz die Nachricht ein, dass er am 15. Juni in einem französischen Lazarett zu Crepy-en-Valois seinen Verwundungen erlegen ist.

"Er war ein Menschen- und Tierfreund," schreibt einer von Bussos Mannschaften nach seinem Tode, "überall, wo er hinkam, wurde er befreundet, weil er ein so sonniges Wesen hatte. Mir hat er oft das Leben leichter gemacht, und ich liebte ihn wie meinen Bruder. Nun ist mir alle Lust vergangen."

Wir haben ihn nicht vergessen.

Der Verfasser