Es handelt
sich bei dem unten aufgeführten Text um den handgeschriebenen
Lebenslauf von Otto Hilpert, den er am 10. August 1919 zwecks
Beförderungsgesuch zum aktiver Offizier aufführte.
Am 22. Mai 1893 wurde ich als Sohn von Franz Hilpert und seiner
Ehefrau Corinna, geborene Spatzer, zu Blankenheim, Kreis
Sangerhausen, geboren und in der evangelischen Konfession erzogen.
Von meinem 6. - 9.- Lebensjahr besuchte ich die Volksschule zu
Blankenheim, darauf bis zum 14. Lebensjahr diejenige in Eisleben,
wohin meine Eltern verzogen waren. Ostern 1907 erhielt ich eine
Anstellung beim königlichen Landratsamt in Eisleben als Bürogehilfe.
Aus
unbezwinglicher Lust und Liebe zum Militär ließ ich mich am 1.
Oktober 1910 beim 1. Bataillon Infanterie Regiment Nr. 52 in Crossau
als 2 jährig freiwilliger einstellen und wurde am 1. Oktober 1911
zum Gefreiten ernannt, worauf ich als Schreiber zum Bezirkskommando
bis zur Beendigung meiner Dienstzeit abkommandiert wurde.
Von dem
Zeitpunkte meiner Entlassung bis zum November 1913 war ich im Büro
der Mansfeldschen Gewerkschaft (Handelsabteilung) beschäftigt. Aber
auch hier ließ mir der anerzogene Militärdienst keine Ruhe, sodass
ich mich entschloss, beim Flieger Bataillon 3 als Kapitulant
(Erklärung: ein Gefreite, der bald Unteroffizier werden sollte)
einzutreten. Am 18. Januar 1914 wurde bei der 2. Kompagnie in
Hannover die Kapitulationsverhandlung (Erklärung: Prüfung)
abgeschlossen und schon nach kurzer Zeit, am 27. Januar 1914
erfolgte meine Beförderung zum Unteroffizier.
1914
Bei Ausbruch des Krieges rückte ich am 8. Mobilmachungstage mit der
Feldflieger Abteilung 28 (FFA 28) von Hannover aus ins Feld und
weiter von hier nach 6 monatiger Tätigkeit zur
Fliegerersatz-Abteilung 4 Posen (FEA 4) zurückversetzt, um meine im
Mai begonnene und im Juni 1914 abgebrochene Ausbildung als
Flugzeugführer zu vollenden.
1915
Am 20. Juni 1915
wurde ich, nachdem ich sämtliche Prüfungen für Flugzeugführer erneut
mit Erfolg abgelegt hatte, zur Feldflieger Abteilung 48 (FFA 48)
versetzt, bei welcher ich am 24. August 1915 das
Flugzeugführerabzeichen und am 5. September 1915 das Eiserne Kreuz
2. Klasse erhielt. Am 1. November 1915 wurde ich zum Vizefeldwebel
befördert und einige Zeit darauf zur Kampfstaffel 32 (später
Sonderstaffel 2) versetzt, welche in Freiburg i. B. neu aufgestellt
wurde.
1916
Hierauf erfolgte
am 12. August 1916 meine Ernennung zum Offizier Stellvertreter und
erhielt ich für besondere Auszeichnung vor dem Feinde das Eiserne
Kreuz 1. Klasse am 29. August 1916.
1917/1918
Am 11. November 1916 wurde ich auf besonderen Wunsch zur Jagdstaffel
12 versetzt unter gleichzeitiger Kommandierung zur Jagdstaffel 2
(Boelcke) zwecks Ausbildung als Jagdflieger, von wo ich später zur
Jagdstaffel 19 als ausgebildeter Jagdflieger versetzt wurde.
Ich habe im
ganzen 343 Feindflüge, darunter 32 Nachtflüge ausgeführt. Wegen
allgemeiner Nervenschwäche wurde ich am 10. Februar 1917 zwecks
Erholung zur Fliegerersatz Abteilung 4 Posen (FEA 4) versetzt und
von hier auf eigenen Wunsch, um in der Nähe meiner Eltern zu weilen,
am 12. März 1917 zur Fliegerersatz Abteilung 14 Halle/Saale (FEA 14)
als Fluglehrer versetzt, wo mir als Anerkennung für meine besonderen
Leistungen vom Kommandeur ein goldenen Ehrenbecher als Geschenk
überreicht wurde.
1919
Da ich infolge
der verworrenen Verhältnisse in der Heimat den Wunsch hatte, wieder
als Flugzeugführer mich an der Front zu betätigen, trat ich am 1.
Mai 1919 zu der im Grenzschutz - Ost gegen die Bolschewisten
Verwendung findenden Artillerie Fliegerstaffel 101 (427) in Kurland,
über.
Danach trat Otto Hilpert in den Polizeidienst und starb
am 23.08.1941 als Polizeioberleutnant a. D. in Halle a. d. Saale.
Wir haben ihn nicht vergessen.
Der Verfasser
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