Werner Lange


 

Werner Lange
Geboren    am 26.11.1890 in Wirsitz / Posen
Gestorben am ?

Beförderungen:
20.08.1909 Leutnant
18.08.1915 Oberleutnant
20.09.1918 Hauptmann
ab 1920 Polizei-Hauptmann
29.04.1927 Polizei-Major


Bekannte Stationen:
Stammregiment: Torgauer Feldartillerie Regiment Nr. 74 (FAR 74)
Artillerie-Fliegerabteilung 230 (AFA 230) spätere Fliegerabteilung Artillerie 230 (FA A 230)
Führer (CO) der Schutzstaffel 34 (Schusta 34)
Führer (CO) der Schlachtstaffel 20 (Schlasta 20)
Führer (CO) verschiedener Schlachtgruppen
Polizeidienst in Halle a. d. Saale
Polizeidienst Düsseldorf
Polizeischule Hannover Münden
Polizeidienst Berlin Schutzpolizei
 



Vorkriegszeit

Werner Lange trat nach der Schule in den Militärdienst ein. Die Offizierslaufbahn wollte er bei der Artillerie machen. So wurde aus Werner Lange der Kanonier Lange, der bei der Torgauer Feldartillerie Regiment Nr. 74 seinen Dienst tat. Die Torgauer Feldartillerie gehörte zum IV. Armeekorps. Stab und und I. Abteilung waren in Torgau, II. Abteilung in Wittenberg stationiert. Die Uniform der FAR 74 muss man sich wie folgt vorstellen: Rock und Mütze dunkelblau, Kragen, Ärmelspiegel und Mützenstreifen schwarz, Helmspitze in Form einer Kugel, „schwarze schwedische Ärmelaufschläge", Schulterklappen rot.

Der junge Offiziersanwärter Lange wurde zur weiteren Ausbildung an die Kriegsschule in Anklam kommandiert. Am 20.08.1909 erfolgte die Beförderung zum Leutnant. Schon sehr bald interessierte sich Lange für die beim Militär noch unbedeutenden Luftstreitkräfte. Bereits vor dem 1. Weltkrieg wurde Werner Lange als Angehöriger der Feldartillerie für die Zeit seiner Ausbildung zum Flugzeugführer zur Fliegertruppe kommandiert und nicht versetzt. Nach Rückkehr von der Kommandierung konnte er sich dann stolz das Flugzeugführerabzeichen anheften, wenn er die vorschriftsmäßigen Bedingungsflüge und Prüfungen absolviert hatte. Aus dieser Zeit besteht ein schönes Gruppenfoto, auf dem Lt. Werner Lange die Uniform der Feldartillerie trägt, aber bereits das Flugzeugführerabzeichen innehatte.

 

Kriegsbeginn und Kriegsjahre 1914/15
Bei Ausbruch des 1. Weltkrieges hatte Lange die Feldartillerie verlassen um als Flugzeugführer bei den Luftstreitkräften seine Herausforderung zu suchen. Er zog mit einer Feldfliegereinheit an die Front. Hier muss man evtl. weiter ausholen. In den Anfangsjahren der Militärfliegerei war es Brauch, dass der Offizier Beobachter war. Flugzeugführer waren meist Mannschaftsdienstgrade. Aus diesem Grund erfolgte im Jahr 1915 die Versetzung zur Ausbildung als Beobachter.  Am 18.08.1915 erfolgte die Beförderung zum Oberleutnant.

Ende 1915 wurde Oberleutnant Werner Lange nach Erfüllung aller Bedingungen das Beobachterabzeichen verliehen.

 

Die Kriegsjahre 1916/17
Am 14.03.1916 wurde für die Ostfront die Artillerie-Fliegerabteilung 230 aus der Fliegerersatzabteilung 4 in Posen aufgestellt. Als Abteilungsführer wurde Hauptmann Kurt von der Goltz ausgewählt. Auch Lange wurde als Beobachter zur AFA 230 versetzt. Die Abteilung bezog ihren Bestimmungsort (inkl. Flugfeld) Bjelizy (südlich von Lida), war aber erst im Juni 1916 operationsfähig. Ende Juni 1916 wechselte die Abteilung ihren Standort nach Kameljani, wo sie bis Dezember 1916 blieb. Im Dezember wurde die Artillerie-Fliegerabteilung 230 in die Fliegerabteilung (Artillerie) 230 umbenannt.

Am 11.01.1917 erkrankt der Oberleutnant Lange an Scharlach und wird in das Reserve-Lazarett Abt. Garnisonlazarett, Berlin-Tempelhof überwiesen. Am 16.02.1917 wird er als wieder dienstfähig zur Fliegerabteilung (A) 230 zurückgeschickt.

Die Fliegerabteilung wechselte ihren Standort und wurde bis 12.06.1917 in Kniaze (westlich von Zlocow in Galizien) einquartiert. Im Januar 1917 erfolgte ein Abteilungsführerwechsel. Am 13.01.1917 übernahm Hptm. Willibald Spang die Führung. Auch die Laufbahn von Spang begann bei der Feldartillerie. Willibald Spang leistete gute Arbeit bei der Artillerie-Fliegerabteilung 225, die er seit 01.04.1916 befehligte. Erst ab 09.10.1917 musste er krankheitsbedingt die Führung der FA A 230 wieder abgeben. Weitere Standorte der Abteilung: vom 22.07. – 26.07.1917 in Hordyscze (östlich von Tustoglowy), im August 1918 in Wasyikowce, im September 1917 in Chorostow, im Dezember 1917 in Kobyolwoki. Dann bis Januar 1918 in Grodno und ab Januar 1918 in Jelowka.

Zu seinen Kameraden in der AFA 230/FA A 230 zählte u.a. Oberleutnant Kurt Wigand von Ziegler und Klipphausen. Er wechselte am 15.12.1917 zur Jagdstaffel 49 als Offizier zur besonderen Verwendung (OzbV). Am 19.02.1918 wurde er zur Fliegerabteilung 300 nach Palästina versetzt. Mittlerweile als Hauptmann befördert übernahm er am 28.04.1918 die Führung der Fliegerabteilung 305, die er bis zu seinem Tod am 15.09.1918 bei Derra anführte. Aus den beschriebenen Fotorückseiten gehen weitere Namen wie Lt. Normann, Lt. Schneider, Lt. Kersasé, Lt. Ludwig Graul hervor.

Das Kriegsjahr 1918
Am 18.01.1918 wurde Oberleutnant Werner Lange zum Führer der neu aufgestellten Schutzstaffel 34 ernannt. Die Schutzstaffel 34 wurde am 26.01.1918 aus der Fliegerabteilung 21 aufgestellt. Die Schutzstaffeln gewannen im Kriegsjahr 1918 sehr an Bedeutung. Damit verbunden war auch die richtige Wahl der Staffelführer. Trotz guter Arbeit bei dieser Einheit musste Oblt. Lange sich neuen Aufgaben stellen. Am 14.04.1918 übernahm er die Schlachtstaffel 20 als deren Staffelführer. Seit Mitte März war Oberleutnant Werner Lange auch zum Schlachtgruppenführer befördert worden. Anfang des Jahres haben die deutschen Luftstreitkräfte mehrere operierende Schlachtstaffel zu einer Schlachtgruppe unter einem Kommando (Schlachtgruppenführer) zusammengefasst. Der Hintergrund war das strategische, schnellere und effektivere Einwirken einer größeren Gruppe an Flugzeugen an der Front. Auch je nach Frontlage, Bedarf und Anforderungen wurden diese Schlachtgruppen individuell eingeteilt. So finden wir Werner Lange je nach Schlacht als Schlachtgruppenführer von

Schlachtgruppe B (Schlachtstaffeln 5, 20, 33, 35, 37)
Schlachtgruppe 3 (Schlachtstaffeln 6, 32, 34) und Schlachtgruppe 4 (Schlachtstaffeln 2, 5, 20, 33) zur gleichen Zeit
Schlachtgruppe C (Schlachtstaffeln 5, 20, 32, 33, 37)
Schlachtgruppe Wichura (Schlachtstaffeln 5, 20, 32, 33, 37)

Werner Lange musste seinen Posten als Staffelführer der Schlachtstaffel abgeben, da ihn die Aufgabe des Schlachtgruppenführer zuviel in Anspruch nahm. Aufgrund seiner hervorragenden Leistungen in der Koordination dieser Schlachtgruppen wurde Werner Lange am 20.09.1918 zum Hauptmann befördert.
Leider verliert sich die Spur am 26.09.1918. Es ist wahrscheinlich, dass im Zuge der drohenden Niederlage des dt. Reiches Hauptmann Werner Lange von der Front abgezogen wurde um bei der Inspektion der Fliegertruppe das Ende des 1. Weltkrieges mitzuerleben.

Nachkriegszeit und Polizeidienst
Der Weltkrieg war verloren, doch das Leben ging weiter. Dieser starke Mann war nicht unterzukriegen.
Alsbald suchte Werner Lange seine Erfüllung im Polizeidienst, wo er als Polizeihauptmann die Station in Halle a.d. Saale befehligte. Um 1927 war er Polizei-Hauptmann in Düsseldorf und wurde am 29.04.1927 zum Polizei-Major befördert. Danach war er bei der Polizei-Schule Hannover - Münden und ab 1928 als Polizei-Major in Berlin bei der Schutzpolizei tätig. Am 05.09.1930 schied Polizei-Major Werner Lange ohne Angabe von Gründen im Alter von 39 Jahren aus dem Polizeidienst aus.

In der gängigen Literatur ist sein Name nicht aufgeführt. Auch bekleidete er in der neu geschaffenen Luftwaffe trotz seines hohen Rangs im 1. Weltkrieg kein Amt.

Wir haben ihn nicht vergessen.

 

Der Verfasser