Vorkriegszeit
Werner Lange trat nach der Schule in den Militärdienst ein. Die
Offizierslaufbahn wollte er bei der Artillerie machen. So wurde aus
Werner Lange der Kanonier Lange, der bei der Torgauer Feldartillerie
Regiment Nr. 74 seinen Dienst tat. Die Torgauer Feldartillerie gehörte zum
IV. Armeekorps. Stab und und I. Abteilung waren in Torgau, II.
Abteilung in Wittenberg stationiert. Die Uniform der FAR 74 muss man
sich wie folgt vorstellen: Rock und Mütze dunkelblau, Kragen,
Ärmelspiegel und Mützenstreifen schwarz, Helmspitze in Form einer
Kugel, „schwarze schwedische Ärmelaufschläge", Schulterklappen rot.
Der junge
Offiziersanwärter Lange wurde zur weiteren Ausbildung an die
Kriegsschule in Anklam kommandiert. Am 20.08.1909 erfolgte die
Beförderung zum Leutnant. Schon sehr bald interessierte sich Lange
für die beim Militär noch unbedeutenden Luftstreitkräfte. Bereits
vor dem 1. Weltkrieg wurde Werner Lange als Angehöriger der
Feldartillerie für die Zeit seiner Ausbildung zum Flugzeugführer zur
Fliegertruppe kommandiert und nicht versetzt. Nach Rückkehr von der
Kommandierung konnte er sich dann stolz das Flugzeugführerabzeichen
anheften, wenn er die vorschriftsmäßigen Bedingungsflüge und
Prüfungen absolviert hatte. Aus dieser Zeit besteht ein schönes
Gruppenfoto, auf dem Lt. Werner Lange die Uniform der Feldartillerie
trägt, aber bereits das Flugzeugführerabzeichen innehatte.
Kriegsbeginn und Kriegsjahre 1914/15
Bei Ausbruch des 1. Weltkrieges hatte Lange die Feldartillerie
verlassen um als Flugzeugführer bei den Luftstreitkräften seine
Herausforderung zu suchen. Er zog mit einer Feldfliegereinheit an
die Front. Hier muss man evtl. weiter ausholen. In den Anfangsjahren
der Militärfliegerei war es Brauch, dass der Offizier Beobachter
war. Flugzeugführer waren meist Mannschaftsdienstgrade. Aus diesem
Grund erfolgte im Jahr 1915 die Versetzung zur Ausbildung als
Beobachter. Am 18.08.1915 erfolgte die Beförderung zum
Oberleutnant.
Ende 1915 wurde
Oberleutnant Werner Lange nach Erfüllung aller Bedingungen das
Beobachterabzeichen verliehen.
Die
Kriegsjahre 1916/17
Am 14.03.1916 wurde für die Ostfront die Artillerie-Fliegerabteilung
230 aus der Fliegerersatzabteilung 4 in Posen aufgestellt. Als
Abteilungsführer wurde Hauptmann Kurt von der Goltz ausgewählt. Auch
Lange wurde als Beobachter zur AFA 230 versetzt. Die Abteilung bezog
ihren Bestimmungsort (inkl. Flugfeld) Bjelizy (südlich von Lida),
war aber erst im Juni 1916 operationsfähig. Ende Juni 1916 wechselte
die Abteilung ihren Standort nach Kameljani, wo sie bis Dezember
1916 blieb. Im Dezember wurde die Artillerie-Fliegerabteilung 230 in
die Fliegerabteilung (Artillerie) 230 umbenannt.
Am 11.01.1917 erkrankt der Oberleutnant Lange an Scharlach und wird
in das Reserve-Lazarett Abt. Garnisonlazarett, Berlin-Tempelhof
überwiesen. Am 16.02.1917 wird er als wieder dienstfähig zur
Fliegerabteilung (A) 230 zurückgeschickt.
Die Fliegerabteilung wechselte ihren Standort und wurde bis
12.06.1917 in Kniaze (westlich von Zlocow in Galizien) einquartiert.
Im Januar 1917 erfolgte ein Abteilungsführerwechsel. Am
13.01.1917 übernahm Hptm. Willibald Spang die Führung. Auch die
Laufbahn von Spang begann bei der Feldartillerie. Willibald Spang
leistete gute Arbeit bei der Artillerie-Fliegerabteilung 225, die er
seit 01.04.1916 befehligte. Erst ab 09.10.1917 musste er
krankheitsbedingt die Führung der FA A 230 wieder abgeben. Weitere
Standorte der Abteilung: vom 22.07. – 26.07.1917 in Hordyscze
(östlich von Tustoglowy), im August 1918 in Wasyikowce, im September
1917 in Chorostow, im Dezember 1917 in Kobyolwoki. Dann bis Januar
1918 in Grodno und ab Januar 1918 in Jelowka.
Zu seinen Kameraden in der AFA 230/FA A 230 zählte u.a. Oberleutnant
Kurt Wigand von Ziegler und Klipphausen. Er wechselte am 15.12.1917
zur Jagdstaffel 49 als Offizier zur besonderen Verwendung (OzbV). Am
19.02.1918 wurde er zur Fliegerabteilung 300 nach Palästina
versetzt. Mittlerweile als Hauptmann befördert übernahm er am
28.04.1918 die Führung der Fliegerabteilung 305, die er bis zu
seinem Tod am 15.09.1918 bei Derra anführte. Aus den beschriebenen
Fotorückseiten gehen weitere Namen wie Lt. Normann, Lt. Schneider,
Lt. Kersasé, Lt. Ludwig Graul hervor.
Das Kriegsjahr 1918
Am 18.01.1918 wurde Oberleutnant Werner Lange zum Führer der neu
aufgestellten Schutzstaffel 34 ernannt. Die Schutzstaffel 34 wurde
am 26.01.1918 aus der Fliegerabteilung 21 aufgestellt. Die
Schutzstaffeln gewannen im Kriegsjahr 1918 sehr an Bedeutung. Damit
verbunden war auch die richtige Wahl der Staffelführer. Trotz guter
Arbeit bei dieser Einheit musste Oblt. Lange sich neuen Aufgaben
stellen. Am 14.04.1918 übernahm er die Schlachtstaffel 20 als deren
Staffelführer. Seit Mitte März war Oberleutnant Werner Lange auch
zum Schlachtgruppenführer befördert worden. Anfang des Jahres haben
die deutschen Luftstreitkräfte mehrere operierende Schlachtstaffel
zu einer Schlachtgruppe unter einem Kommando (Schlachtgruppenführer)
zusammengefasst. Der Hintergrund war das strategische, schnellere
und effektivere Einwirken einer größeren Gruppe an Flugzeugen an der
Front. Auch je nach Frontlage, Bedarf und Anforderungen wurden diese
Schlachtgruppen individuell eingeteilt. So finden wir Werner Lange
je nach Schlacht als Schlachtgruppenführer von
Schlachtgruppe B (Schlachtstaffeln
5, 20, 33, 35, 37)
Schlachtgruppe 3 (Schlachtstaffeln 6, 32, 34) und Schlachtgruppe 4
(Schlachtstaffeln 2, 5, 20, 33) zur gleichen Zeit
Schlachtgruppe C (Schlachtstaffeln 5, 20, 32, 33, 37)
Schlachtgruppe Wichura (Schlachtstaffeln 5, 20, 32, 33, 37)
Werner Lange musste seinen Posten als Staffelführer der
Schlachtstaffel abgeben, da ihn die Aufgabe des
Schlachtgruppenführer zuviel in Anspruch nahm. Aufgrund seiner
hervorragenden Leistungen in der Koordination dieser Schlachtgruppen
wurde Werner Lange am 20.09.1918 zum Hauptmann befördert.
Leider verliert sich die Spur am 26.09.1918. Es ist wahrscheinlich,
dass im Zuge der drohenden Niederlage des dt. Reiches Hauptmann
Werner Lange von der Front abgezogen wurde um bei der Inspektion der
Fliegertruppe das Ende des 1. Weltkrieges mitzuerleben.
Nachkriegszeit und Polizeidienst
Der Weltkrieg war verloren, doch das Leben ging weiter.
Dieser starke Mann war nicht unterzukriegen.
Alsbald suchte Werner Lange seine Erfüllung im Polizeidienst, wo er
als Polizeihauptmann die Station in Halle a.d. Saale befehligte.
Um 1927 war er Polizei-Hauptmann in Düsseldorf und wurde am
29.04.1927 zum Polizei-Major befördert. Danach war er bei der
Polizei-Schule Hannover - Münden und ab 1928 als Polizei-Major in
Berlin bei der Schutzpolizei tätig. Am 05.09.1930 schied
Polizei-Major Werner Lange ohne Angabe von Gründen im Alter von 39
Jahren aus dem Polizeidienst aus.
In der gängigen Literatur ist sein Name nicht aufgeführt. Auch
bekleidete er in der neu geschaffenen Luftwaffe trotz seines hohen
Rangs im 1. Weltkrieg kein Amt.
Wir haben ihn nicht vergessen.
Der Verfasser |